Hunde nehmen ihre Umwelt geschlechtsbedingt unterschiedlich war.
Das zeigte eine Studie, bei der in einem Experiment mit Bällen beobachtet wurde, daß weibliche Hunde überraschenden Größenveränderungen scheinbar viel mehr Aufmerksamkeit schenken, als es bei männlichen Hunden zu sehen ist. Kognitive Geschlechterdifferenzen konnten bereits mehrfach nachgewiesen werden, beispielsweise bei der räumlichen Orientierung von Nagern und Primaten. Wofür man auch Erklärungen hat. So werden von Männchen unter den Nagetieren größere Gebiete besetzt, was eine bessere räumliche Orientierung verlangt, die sich vermutlich im Laufe der Evolution durch natürliche Selektion verstärkt ausbildete.
Wissenschaftler vom „Clever Dog Lab“, einer Abteilung für Kognitionsbiologie der Universität in Wien, haben in ihrem Experiment mit den Bällen 50 Hunde herangezogen. Jeweils 25 Hündinnen und 25 Rüden traten dafür mitsamt ihren Besitzern an. Bei ihrer Aufgabe mußten die Hunde im Labor Platz nehmen, während den Menschen die Augen verbunden wurden, damit sie ihre Vierbeiner nicht durch Blickkontakt bzw. Kopfbewegungen ablenken oder beeinflussen würden. Die Tiere konnten beobachten wie ein Ball vor ihnen dahinrollt, hinter einer Wand verschwindet und erneut auftaucht. Bei jedem 2. Mal erschien hinter der Wand jedoch ein deutlich größerer Ball.
Während die Rüden dem Ball etwa 17 Sekunden nachschauten, unabhängig von seiner Größe, konnte bei den Hündinnen dagegen beobachtet werden, daß sie dem wiederauftauchendem Ball im Durchschnitt 11 Sekunden lang ihre Aufmerksamkeit schenkten, veränderte er allerdings seine Größe, blieb ihr Blick 35 Sekunden lang auf dem Objekt gerichtet. Ein „Nebenprodukt der Geschlechtshormone“ lautet die Diagnose der Wissenschaftler. Diese würden nicht nur die primären Geschlechtsmerkmale ausbilden, sondern auch Einfluß auf die Differenzierung des Gehirns nehmen. Ein leicht unterschiedlich aufgebautes Gehirn bei Männchen und Weibchen könne solche Unterschiede in der Wahrnehmung verursachen, ohne dass dies eine Funktion habe.